Das 200-Milliarden-$-Spiel

Off-Topic – ohne Bezug zu Brett- und Kartenspielen – was aber auch mal gesagt werden muss

Nun beginnt sie heute also, die umstrittene Fußball-WM in Katar, die in einer ARD-Dokumentation als „WM der Schande“ bezeichnet wurde.

Ich muss gestehen, dass ich kein großer Fußball-Fan bin. Aber auf eine WM habe ich mich doch immer sehr gefreut – auf diese nicht!

Bild von Markus Distelrath

2010 wurden die Weltmeisterschaften an Russland (2018) und an Katar (2022) vergeben. Nach einem Bericht der New York Times wurden viele der beteiligten FIFA-Funktionäre inzwischen der Korruption angeklagt.

Die WM in Katar gilt als teuerste WM aller Zeiten. Nach Schätzungen verschiedener Experten kostet die WM mehr als 200 Milliarden Dollar. Der Großteil des Geldes floss in neue Stadien sowie in die notwendige Infrastruktur.

Beim Bau der Stadien und anderer Großprojekte in der Wüste, wurden nach ARD-Recherchen eklatante Menschenrechtsverletzungen dokumentiert. Auf den Baustellen kam es zudem zu unzähligen Todesfällen, deren genaue Zahl je nach Quelle sehr schwankt und anscheinend nicht genau beziffert werden kann.

FIFA-Präsident Gianni Infantino spricht von 3 Toten, die bei Arbeitsunfällen ums Leben kamen. Der Guardien berichtete bereits 2021, dass nach eigenen Recherchen von 2010 bis 2020 etwa 6.500 Arbeiter aus Sri Lanka, Bangladesch, Indien, Pakistan und Nepal in Katar starben. Viele dieser Arbeiter waren extra für die WM-Arbeiten nach Katar gekommen. Die katarische Regierung selbst gibt die Anzahl der Todesfälle der Arbeitsimmigranten seit der Vergabe der WM im Jahr 2010 bis 2020 mit mehr als 15.000 an. Allerdings wird nicht dokumentiert, ob diese Menschen während der Arbeit gestorben sind und ob sie einer Arbeit nachgegangen sind, die mit der WM in Verbindung steht. Unter den Opfern befinden sich jedoch hauptsächlich junge Männer.

Amnesty International beklagt darüber hinaus, dass Arbeitsimmigranten gezwungen werden bis zur völligen Erschöpfung zu arbeiten und dass viele Arbeiter und Arbeiterinnen ihre Gehälter nicht erhalten haben. Amnesty International fordert deshalb von der FIFA einen Betrag in Höhe von mindestens 440-Millionen-US$, um die Arbeiter und Arbeiterinnen zu entschädigen. Der geforderte Betrag entspricht übrigens der Höhe der ausgelobten Weltmeisterschafts-Prämien für die Fußball-Stars.

Die FIFA verteidigte in jüngster Zeit immer wieder die Vergabe einer Fußball-WM an autoritäre Regime mit der Begründung, dass es durch die Organisation eines großen internationalen Sportereignisses in dem entsprechenden Land zu einer Öffnung und Demokratisierung komme. Dass dem nicht so ist, zeigt unter anderem die Vergabe der Olympischen Winterspiele 2014 und die Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaft 2018 an Russland.

Da kommt leider keine Freude auf.